Ball-Alphabet

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Abstand Der zwischen den Tanzpartnern eingeklemmte Raum ergibt sich aus einem Kräftespiel zwischen der Anziehungskraft des Herrn und der Fliehkraft der Dame (seltener umgekehrt). Mit dem Abstand verringert sich gewöhnlich auch der Anstand - und nicht selten endet das Ganze im Ehestand.
Abschlussball Die Reifeprüfung des Tanzschülers. Hier will er unter den Augen seiner stolzen Eltern zeigen, was er alles gelernt hat, - und muss erkennen, dass auf einer überfüllten Tanzfläche all die mühsam erarbeiteten Schrittkombinationen nur ein Ergebniss haben: peinliche Massenkarambolagen.
ADTV
  1. Abkürzung für "Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband". Nicht zu verwechseln mit:
  2. "ADTV!" höfliche Kurzform für: "Aua, du Trampel! Vorsicht!". Wer auch noch, nachdem man/frau ihm zum zehnten Mal aufs Hühnerauge getreten ist, die Form wahrt, beweist dadurch Kultur und Charakter.
Afrika Die Urheimat der meisten unserer Tänze. Grund für die Tanzbegeisterung der Afrikaner ist zweifellos das tropische Klima. Wer mit blossen Füssen über sonnendurchglühten Sand gehen muss, dem bleibt dar nichts anderes übrig, als zu tanzen.
Alkohol Hochprozentige Getränke steigern zwar das Tanz-Verlangen, untergraben jedoch die Fähigkeit, Takt und Gleichgewicht zu halten. Und - egal ob Standard oder Lateinamerikanisch - wer auf allen vieren tanzt, wirkt nur noch bedingt elegant.
Animation Die Kunst des Tanzlehrers, aus ein paar verklemmten, steifbeinigen, verängstigt herumstaksenden Tanzschülern einen fröhlich hopsenden Haufen zu machen.
Auffordern Die Aufforderung ist nicht nur eine Komposition von Carl Maria von Weber, sondern auch ein heikler Akt:
Bereits auf dem Weg über die Tanzfläche müssen alle Konkurrenten, die auf die gleiche Dame zusteuern, unauffällig außer Gefecht gesetzt werden (z.B. durch einen versteckten Bodycheck). Wie man sich der Dame nähert, ist eine Frage des Naturells: Der eine geht im Sturmangriff vor, der andere nutzt, indem er sich aus dem Hinterhalt anpirscht, den Überraschungseffekt. Beide Methoden haben ihre Vorteile. Auf keinen Fall sollte der Herr sich so tief verbeugen, daß die Dame die kahle Stelle an seinem Hinterkopf sofort bemerkt. Höfliche Floskeln wie: "Darf ich um diesen Walzer bitten?" sind hoffnungslos veraltet. Sprechen Sie lieber offen aus, was Sie bewegt: "Du machst mich total an, Alte. Kommst Du mit zu mir? Oder wollen wir erst einen abhotten?"
Ausdruckstanz Tanz, in dem sich seelisches Erleben ausdrückt. Meisterinnen des Ausdruckstanzes waren Mary Wigman und Isadora Duncan. Doch muss man kein grosser Künstler sein, um mit Ausdruck zu tanzen: Jeder hat etwas auszudrücken, und seien es auch nur Zitronen.
Ball Von Ex-Nationalspieler Herberger stammt der vielzitierte Satz: "Der Ball ist rund." Sepp Herberger verstand offensichtlich nicht viel vom Tanzen; denn richtig muß es heißen: "Beim Ball geht's rund."
Ballsaal Eine Galaxie im Kleinen. Die Damen sind die Sterne - einige strahlen heller, andere matter -, und die Herren sind die Planeten, die nimmermüde ihre Sterne umkreisen, um sich in ihrem Glanz zu sonnen.
Bar Rettungsinsel der Nichttänzer. Hier klammert sich an seinen Drink, wer nicht den Mut aufbringt, sich an eine Dame zu klammern. Doch ob Rum oder Rumba, irgendwann geht jeder unter.
Bauchtanz Orientalischer Frauentanz, meist vor lüsternen Männeraugen. Die Kunst der Bauchtänzerin besteht darin, den nackten Bauch so erotisierend zu rollen wie eine Boa Constrictor mit Verdauungsbeschwerden.
Blues Der Schmusetanz schlechthin (alte Tanzweisheit: Der Busen in der Bluse schwillt, wenn es beim Blues zu Schmusen gilt). Das Paar, das sich beim Blues nicht näherkommt, sollte dringend eine Partnerschaftsberatung aufsuchen.
Bossa Nova
  1. Modetanz, aus Brasilien importiert.
  2. scherzhafte Bezeichnung für eine neue Chefin.
Cancan Dieser französische Tanz wurde Mitte des vorigen Jahrhunderts in Paris aus der Taufe gehoben. Nachdem die Sittenrichter ihn als "Vorstufe zur Hurerei" gebrandmarkt hatten, war sein Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. Wer einmal einen Cancan gesehen hat, wird dieses Schauspiel nie wieder vergessen: ein paar hysterische junge Damen (bzw. "Damen") werfen die Beine in die Luft oder schlagen Rad, um vor den lüsternen Augen des meist männlichen Publikums ihre von Rüschen überwucherte Unterwäsche zu enthüllen. Dabei kreischen sie wie notbremsende Lokomotiven - mit einem Wort: Erotik.
Cha-Cha-Cha Kommt aus Kuba, genauso wie die Havanna-Zigarren und der Rum, und geht genauso ins Blut.
Dame Auf dem Schachbrett sind die Damen die alles beherrschenden und mit Abstand wertvollsten Figuren. Auf dem Parkett auch. Auf dem Schachbrett gilt: Nur ein Trottel läßt sich seine Dame abnehmen. Auf dem Parkett auch. Auf dem Schachbrett gelingt es nur selten, einen Bauern in eine Dame zu verwandeln. Auf dem Parkett auch.
Damensolo Tanzfigur, bei der sich die Dame kurzzeitig von der Führung des Herrn befreit; ein wesentlicher Beitrag zur Emanzipation auf dem Parkett.
Damenwahl Gleichberechtigungsintermezzo. Auf dem Parkett sind die Herren eindeutig unterprivilegiert. Sie müssen sich mit dem aktiven Wahlrecht zufrieden geben, während die Damen das weitaus bedeutsamere passive Wahlrecht genießen. Nur gelegentlich, wenn der Bandleader "auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Dame" zur Damenwahl aufruft, darf das männliche Geschlecht sich kurzzeitig emanzipieren. Dann rutschen Klaus, Peter und Karl-Heinz mit klopfenden Herzen auf ihren Stühlen herum, und insgeheim hoffen sie darauf, daß plötzlich aus einem Winkel Miss Universum hervoreilt, auf sie stürzt und mit schmachtendem Blick die Frage haucht: "Darf ich bitten?"
Dekolletée Schaufenster des Ballkleides. Das Angebot im Laden muß jedoch nicht unbedingt alles halten, was die Auslage verspricht.
Dirndl Volkstanz-Outfit für Dirndln; einzige Möglichkeit, in einer Disco noch Aufsehen zu erregen.
Dirty Dancing Vorspiel im Mambo-Rhythmus.
Disco Dancing Freistil-Tanz. Der Ruin der Tanzschulen, denn die Bewegungen des Disco Dancing muss man nicht Schritt für Schritt erlernen. Es reicht, wenn man sich an eine Autobatterie anschliesst.
Disco Fieber Teenagermalaria. Das Disco-Fieber ist eine anfallartige Krankheit, die epidemisch an Wochenenden ausbricht. Das Disco-Virus (musica discothecensis) ist nachtaktiv und befällt vor allem junge Leute.
Der Krankheitsverlauf: Rhythmische Zuckungen des ganzen Körpers führen im Laufe einer einzigen Nacht zur völligen Entkräftung. Weitere Symptome: Schweissausbrüche, Blasen an den Füssen, euphorische Zustände.
Die Bemühungen, die Brutstätten dieser Krankheit auszuräuchern, sind bis jetzt vergeblich geblieben. Je verräucherter die Disco, desto wohler scheint sich das Virus zu fühlen.
Discothek Folterkeller für moderne Masochisten. Das flackernde Licht blendet, der Zigarettenrauch verätzt die Augen, die Bässe zerhämmern die Trommelfelle, man wird geschubst, getreten und mit Bier übergossen - und bezahlt auch noch teuer für alles..
Foxtrottel Einer, der keinen Foxtrott tanzen kann.
Füße Plumpe, in je fünf Zehen ausfransende Fortsätze am unterer Ende der Beine. Auf den Füssen steht und geht der normale Mensch. Der Tänzer benutzt die Füsse darüber hinaus zum Bouncen, Kicken, Drehen, Pointen, Tappen, usw.
Geistertänzer Tänzer, die sich entgegen der Tanzrichtung bewegen. Eine solche Regelübertretung wird mit Rempeln nicht unter drei blauen Flecken bestraft.
Handkuß Höfliche Form des Bakterienaustauschs; Mitgiftjäger können beim Handkuss überprüfen, ob die Brillantringe der Dame echt sind, d.h. ob es sich überhaupt lohnt, ihr den Hof zu machen.
Hühnerauge Sinnesorgan, mit dem man ausschließlich Sterne sehen kann.
Kasatschok Russischer Volkstanz, bei dem man mit verschränkten Armen in die Knie geht und die Beine wirft. Der Kasatschok wurde von den Kosaken erfunden, die auf diese Weise ihre Reitstiefel auszuziehen pflegten.
Knoblauch Hilft gegen Vampire und bringt garantiert Spannung in die Tanzhaltung.
Körpersprache Wenn Bewegung die Sprache des Körpers ist, dann ist der Tanz sein Gesang. Leider können manche Menschen partout nicht singen.
Korb Gefäß, dessen Vergabe fatale Auswirkungen auf das männliche Selbstwertgefühl hat; eins der schwersten Geschütze im weiblichen Waffenarsenal. Es gibt:
  1. diplomatische Körbe ("Nein, danke. Ich möchte jetzt nicht tanzen. Meine Füsse tun so weh. Fragen sie mich doch in fünf Minuten noch einmal!"),
  2. ungehobelte Körbe ("Verp... dich!") und
  3. für Frauen, die nicht nein sagen können, ausgesprochen listige Körbe ("Aber natürlich, gern. Sie sind übrigens der erste, der mich auffordert. Wirklich mutig von Ihnen, mit einer Pestkranken zu tanzen ... Wohin wollen Sie denn? Halt! Bleiben Sie doch ...!")
Lambada Modetanz für Schlangenmenschen und Voyeure. Sollte nicht am Freitag- oder Samstagabend getanzt werden, denn am Wochenende haben die meisten Heilpraktiker und Orthopäden geschlossen.
Lautstärke Indikator für künstlerische Qualität eines Pop-Konzertes und die Stimmung in einer Diskothek. Die Lautstärke ist dann richtig, wenn der Sound unter Umgehung des Gehirns direkt vom Ohr in die Extremitäten donnert.
Menuett Schreittanz mit graziösen Bewegungen. Das Menuett war der Lieblingstanz des französischen Adels im 17. und 18. Jahrhundert. Das Menuett kam aus der Mode, als seine Tänzer einer nach dem anderen mit graziösen Bewegungen zur Guillotine hinaufschritten.
Mitzählen Das leise Mitzählen der Tanzschritte ("eins-zwei-drei, eins-zwei-drei, eins-zwei-drei...usw.") ist eine schlimme Unsitte, durch die sich der Anfänger verrät. Wer nicht mitzählt, wirkt nicht nur etwas schwachsinnig, sondern verhält sich auch grob unhöflich gegenüber seiner Partnerin, die schließlich Anspruch auf geistreiche Konversation hat. Der erfahrene Tänzer parliert zwanglos und unterhaltsam, ohne aus dem Takt zu geraten ("Wirk-lich-ein, wund-der-schö, ner-A-bend, fin-den-Sie, nicht-auch-Ach, ich-lie-be, es-Wal-zer, zu-tan-zen... usw.").
Parkett Wenn dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis; wenn dem Menschen zu wohl ist, geht er aufs Parkett. Das Parkett ist die Kampfbahn der Turniertänzer, der Exerzierplatz der Tanzschüler, das Nirwana der Putzfrau.
Platz Auf der Tanzfläche meist nicht vorhanden. Der Kämpfer stürzt sich mitten ins Getümmel, erobert durch Fußtritte und Ellenbogenchecks einen Quadratmeter, den er dann mit Klauen und Zähnen für sich und seine Tanzpartnerin verteidigt - solange, bis ein Stärkerer kommt. Der Ängstliche verliert in der Brandung der wirbelnden Leiber zuerst die Nerven, dann die Partnerin, zuletzt auch noch seine Kontaktlinsen - und wird irgendwann als menschliches Wrack an den Rand der Tanzfläche gespült. Der Clevere macht aus der Not eine Tugend, geht mit seiner Partnerin in den Clinch und tanzt den Ölsardinenblues.
Pumps Sektschale in Form eines hochhackigen Damenschuhs. Zur Not kann man in Pumps auch tanzen.
Raumaufteilung Beim Tanzen die Kunst, gerade dort zu sein, wo die anderen nicht sind.
Rhythmus Das Ding, wo jeder mitmuß.
Ringelpiez Anspruchsloses Tanzvergnügen.
Ringelpiez mit Anfassen Anspruchsloses Tanzvergnügen, das mittelfristig zu Unterhaltsansprüchen führen kann.
Rock'n'Roll Modetanz der fünfziger Jahre. Der Rock'n'Roll mit seinen akrobatischen Einlagen ist der ideale Tanz für alle, die sich zu flotter Musik und in jugendlich-sportlicher Atmosphäre das Genick brechen wollen.
Salome Biblische Prinzessin, die so hinreissend verrucht tanzte, dass erst ihr Vater Herodes, dann Johannes der Täufer den Kopf verlor. Seitdem ist Salome die Schutzheilige der Striptease-Tänzerinnen.
Schuhplattler Alpenländischer Volkstanz, den man automatisch ausführt, wenn es einem gelungen ist, das Interesse eines Wespenschwarms zu erregen.
Sirtaki Griechischer Volkstanz. Jeder, der vergeblich "das Land der Griechen mit der Seele sucht", kann es - Sirtaki tanzend. mit den Füßen finden. Vorausgesetzt, er hat nicht zuviel Bifteki im Bauch.
Volkstänze Neben den Gesellschafts- und Modetänzen die dritte große gruppen von Tänzen. Volkstänze werden zu Volksmusik getanzt. Die Tänzer tragen dabei traditionelle Volkstrachten. Volkstanzkreise bilden somit ein Bollwerk gegen Verjeansung und Beat-Barbarei.
Zeichensprache Beim Ball oft die einzige Methode, sich zu verständigen. Ein Manko der Zeichensprache ist ihre Vieldeutigkeit. Wenn der Herr die Hand aufs Herz legt und dazu lächelt, so kann das dreierlei heißen:
  1. Ich liebe Sie. Wollen Sie meine Frau werden?
  2. Ich habe gerade einen Herzinfarkt, aber lassen Sie sich davon nicht stören. Diesen Tanz werde ich schon noch schaffen.
  3. Mein Brusttoupet ist verrutscht.
Zentrifugalkraft Kraft, die das Tanzpaar mitten in der schönsten Walzerdrehung auseinanderreißt. Die Dame verläßt daraufhin die Tanzfläche im freien Flug und vollführt eine Bruchlandung zwischen den Tischen.
 
Quelle: Friedhelm Moser: tan-zen. Ein fröhliches Wörterbuch für Tanzlehrer und deren Schüler, Standardtänzer und Lateinamerikaner, Tanzbesessene - wie Bluesbären, Mambomäuse, Tangotiger und Sambaschlangen. Mit Zeichnungen von Peter Butschkow, München, 1991, ISBN 3-8231-0178-1

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